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Ceija Stojka - Portrait einer Romni | |
Ein Film von Karin Berger Österreich 1999 35mm, 1 : 1.66, Dolby Digital, 85 Minuten |
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![]() (Gabriele Stojka, Schwiegertochter von Ceija Stojka) Ceija Stojka ist das Portrait der heute 66jährigen österreichischen Romní Ceija Stojka, die in ihrer Kindheit noch Reisende war und seit langem wohn- und seßhaft in Wien ist. Während der letzten zehn Jahre ist Ceija Stojka zu einer über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Autorin, Malerin und Sängerin geworden. Sie steht repräsentativ für die Öffnung der Roma und Sinti gegenüber der Welt der "Gadje" - ein Prozeß, der sich, mit all seinen Schwierigkeiten, zum ersten Mal seit der Ankunft der Roma und Sinti im mitteleuropäischen Raum entwickelt. Ausgehend vom heutigen Leben Ceija Stojkas rekonstruiert das filmische Porträt ihre Biographie, die von den 30er Jahren bis heute exemplarisch zahlreiche kollektive Erfahrungen der Roma und Sinti in sich birgt. Sie ermöglicht die Begegnung mit einem Lebensgefühl, das seinen Ursprung in einer Lebensweise hat, die heute kaum mehr existiert. "Eigentlich könnten die Gadje von uns lernen, nicht wir von ihnen. Von den Indianern könnten sie auch lernen. Menschlich sein, herzlich sein, ein bisschen mehr lachen. Und keine Kriege führen. Das kann jeder." (Ceija Stojka) "Ceija Stojka" ist das Portrait einer Frau, das viele Facetten ihrer Persönlichkeit zum Ausdruck bringt und gleichzeitig eine Biographie rekonstruiert, die zahlreiche kollektive Erfahrungen der Roma und Sinti in sich birgt. Die Basis der filmischen Erzählung liegt in der Gegenwart. Durch Rückblenden in Form von historischem Film- und Fotomaterial, Begegnungen mit Orten des Erinnerns und durch Ceija Stojkas Malereien ist die Vergangenheit stets mit dem gegenwärtigen Leben verwoben. Wesentlicher Ort der Handlung ist Ceija Stojkas Wohnung, die geschmückt mit persischen Teppichen, Marienstatuen, fernöstlichen Gottheiten und Porzellannippes eine gelungene Mischung aus orientalischem und wienerischem Flair vermittelt. Aus alltäglichen Szenen heraus, bei der Pflege der Balkonpflanzen, beim Kochen traditioneller Romano-Gerichte, bricht die Erzählung auf in die Erinnerung. Das Vergangene wird auch an konkreten Orten aufgesucht, oft verbunden durch Autofahrten - Assoziationen einer vergangenen nomadischen Kultur. Ceija Stojka lebt in einer Welt voller Symbole und beseelter Objekte. Auf ihrem Balkon wächst Eßbares und Zierendes, der "Wald der Rom", den sie nicht mehr bereisen kann. In einem Blumenstock ist ihr verstorbener Sohn Jano präsent. Die Anhänger einer Halskette, Geschenke der Familienmitglieder, sind Amulette, getragen zum Schutz und zur Erinnerung. In Küchenschränken sammeln sich Zeitschriften, Bücher und ein sorgsam in Küchenpapier gewickelter Ziegel aus Auschwitz, mitgenommen bei der 50-Jahr-Feier der Befreiung durch die Alliierten. Als eine der wenigen ihrer großen Familie hat Ceija Stojka die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt, unter anderem Auschwitz-Birkenau. Ceija Stojkas düsterste Bilder erzählen von Verfolgung, Verhaftung und Demütigung - Traumata, die nie bewältigbar sein werden und die den Alltag prägen. Vermessungsfotos, aufgenommen von sogenannten Anthropologen des NS-Systems, sind oftmals der einzige Existenzbeweis der vielen ermordeten Verwandten. Diese, Ceija bislang unbekannten, Fotos evozieren Anekdoten aus dem Leben und bestürzende Geschichten vom Sterben der Abgebildeten. Obwohl das Erlittene immer präsent ist, hat Ceija Stojka ihre Kraft wiedergefunden. Die Ressourcen, aus denen sie schöpft, sind die gern erinnerte Vergangenheit, als sie mit ihren Eltern als reisendes Kind auf Pferdewägen im Land herumgefahren ist, die alten Lieder, das Malen und Schreiben, durch das sie ihre persönliche und zugleich exemplarische Geschichte mitteilt. Den wesentlichsten Anlaß zur Freude bietet jedoch das Beisammensein mit ihren Kindern und Enkelkindern. Obwohl die sogenannte zweite Generation längst seßhaft geworden ist, wird das Verhältnis zu den "Nicht-Zigeunern" nach wie vor von Mißtrauen, durchaus einem gegenseitigen, geprägt. In unpathetischen Worten berichtet die Familie von Ressentiments und Vorurteilen, die ihr begegnen. Trotzdem wird das "Zigeuner-Sein" nicht verborgen. Dieser Stolz manifestiert sich insbesondere bei Ceija Stojka im Bewahren der Traditionen auf der einen und in der Öffnung gegenüber der Welt der "Gadje" auf der anderen Seite. Mit großer Offenheit zwar, aber auch mit Distanz wird ein Blick in ein Leben gewährt. Der Film sieht seiner Protagonistin zu, wie sie dieses Leben meistert, oder besser gesagt: wie sie es trotz allem schafft, glücklich zu sein. |
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